Wozu und wie eine Lehrveranstaltung evaluieren?

Dieser Text: Stichpunktliste zu einem freien Kurzvortrag.

Grundlagenwissen zum Thema Evaluation:

Problem:

  • """Es gibt auch Selbstevaluationen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie von Personen aus dem Kreis der für den Evaluationsgegenstand Verantwortlichen selbst durchgeführt und oft auch selbst beauftragt werden [...] Die nachfolgend vorgestellten Standards haben für Selbstevaluationen nur bedingt Geltung, insbesondere da dort häufig andere Rollen- und Interessenkonstellationen gegeben sind.""" (S. 19)

Achsen im Merkmalsraum

  • Wer
    • Dozent
    • (Studien- Fakultäts-, FuL-) Dekan
    • Hochschulleitung
    • Studierende einer Veranstaltung
    • Studierendenvertreter?
  • Wen oder Was
    • Personen
      • Dozent
      • Studierende
    • Orga
      • Raumplanung
      • Stundenplanung
    • Rahmenbedingungen
      • Curricularnormwert
      • WLAN Abdeckung
  • Ziele der Eval
    • formativ vs. summativ
  • Methoden
    • informelle Methoden
    • abgesichere Methodologie der empirischen qualitativen und quantitativen Sozialforschung
    • offen vs. geschlossen
    • qualitativ vs. quantitativ
  • Standards
    • spezifisch
    • auf konkrete Fragestellungen bezogen

einzelne Formen

  • Studierende - Dozent: Kann er gut erklären? Ist er freundlich? Ist er gut organisiert? ("Kopfnoten")
  • Studierende - Veranstaltung: (unklar)
  • Dozent - Sudierende, summativ: Prüfung
  • Vorgesetzter - Dozent, summativ: Kontrolle
  • Dozent seine eigene Veranstaltung, formativ:
    • Was war gut?
    • Was kann man - wer - besser machen?

Nur äußerst schwer evaluierbar

  • Wissenschaftliche Leistung eines Dozenten. Üblich hier:
    • Anzahlal Publikationen in referierten Journals / Jahr
    • eingeworbene Drittmittel
  • Engagement oder Fleiß eines Dozenten

Häufige handwerkliche Fehler

  • viel hilft viel
    • viele Teilnehmer
    • viele Fragen
    • häufige Durchführung
  • Evaluation ohne Berücksichtigung der Spezifika einer Lehrveranstaltung
    • überfachliche Lernziele
    • kompetenzorientierte Lernziele
    • "hidden Curriculum" des Veranstaltungstyps (Vorlesung, Übung, Lernveranstaltung, Seminar etc.)
  • Evaluation ohne spezifische Fragestellung
  • Eval-Instrumente, die für die konkrete Fragestellung nicht angemessen sind
  • methodische Überschätzung der Bedeutung einer hohen Rücklaufes durch das Ideal "repräsentativ", "signifikant", "Gesetz der großen Zahl"
  • keine Unterscheidung oder lediglich eindimensionale Zuordnung von Kriterien und Indikatoren
  • schweigende zufriedene (oder innerlich gekündigte?) Mehrheit vs. lauthals protestierende Unzufriedene (oder besonders Engagierte?)

Fatale politische Fehler

  • intransparente Vermischung verschiedener (möglicherweise sogar konkurrierender) Evaluations-Ziele
  • Vergiftung der Evaluation duch vermutete, mögliche oder tatsächliche, jedoch verborgene Kontroll-Interessen
  • höhere Rücklaufquote erzwingen?
    • politische Überschätzung der Bedeutung einer hohen Wahlbeteiligung
    • Verdrossenheit besteht z. T. zurecht: "nicht schon wieder ...", "das hat in der Vergangenheit nichts gebracht ...", "da steckt doch kein echtes Interesse dahinter" etc.
  • keine Interpretation der Ergebnisse

Fazit JB

  • Lieber eine kleine, mündliche, informelle, selbst ausgewertete, meinetwegen "tendenziöse", aber jedenfalls individuelle Evaluation, aus der ein Dozent etwas lernen kann, statt eine uninteressante, glattgebügelte "muss"-Evaluation der Form halber, um eine lästige Pflicht abzuhaken.