Grundlagen

Grundlagen

Von verschiedenen Stellen wird mit ein propädeutischen Kolloquium für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)-Fächer geliebäugelt.

Bsp. BW: Das MINT-Kolleg der Universitäten Stuttgart und Karlsruhe institutionalisieren solche Bemühungen derzeit. Als Ziele eines MINT-Propädeutikums wird genannt ( http://www.mint-kolleg.kit.edu/Warum.php ):

  • Förderung essentieller Fachkompetenzen und Arbeitsmethoden
  • Orientierung
  • individuelle Entschleunigung des Fachstudiums

Wir interpretieren im Folgenden diese Zielsetzungen und loten curriculare Folgen für unsere eigene Hochschule aus.

Essentielle Fachkompetenzen und Arbeitsmethoden

Ein Teil der wissenschaftlichen Propädeutik kann und sollte von fachübergreifenden Lehrangeboten abgedeckt werden. Dazu gehören insbesondere:

  • Grundlagen der Lernpsychologie
  • Präsentations- und Moderationstechniken
  • Persönliches Informationsmanagement
  • allgemeine Computerkompetenzen etwa auf dem Niveau des (i) http://www.ecdl.de/
  • Lernen lernen: Reflexion des exemplarischen typischen Lernens
  • Schreiben lernen: Lernen, neu erworbenes Wissen schriftlich zu sichern und zu kommunizieren.
  • Studieren lernen, selbstgesteuertes Lernen: Lernen, in sehr viel offeneren Lernumfeldern eigenverantwortlich zu guten Ergebnissen zu kommen.

Arbeits- und Studiermethoden sind fachspezifisch unterschiedlich: Eine Ergebnissicherung etwa in SW-Engineering sieht ganz anders aus als eine Ergebnissicherung in Wissensmanagement. Entsprechend ist es sinnvoll, eine wissenschaftliche Propädeutik zumindest teilweise fachspezifisch auszugestalten und zu konkretisieren.

Spezifische "harte" Inhalte findet man insbesondere an der Schnittstelle von Didaktik und Wissensmanagement, z.B.:

  • Persönliches Informationsmanagement
  • Wissen recherchieren, nachschlagen, bewerten
  • Wissen schöpfen, explizit machen ( laddering , Pinnwandmoderation )
  • begriffliches Wissen modellieren:
    • alltägliche Formen der Wissensrepräsentation
      • Baum, Mindmap
      • Tabelle, Matrix, Relation
      • Strukturen der (Schul-) Mathematik
    • die klassische grundlegende Basis
      • Aussagenlogik
      • Prädikatenlogik
    • Strukturen aus dem Semantic Web
      • Semantisches Netz
      • Text, Index, Terminologie
      • Ontologie
  • Wissenschafts-Propädeutik

Insbesondere das Fach Hochschuldidaktik ist prädestiniert dazu, Auszüge seiner wissenschaftlichen Kernbestände zu einer überfachlichen wissenschaftlichen Propädeutik beizusteuern.

Orientierungen herausarbeiten

Ziel: informierte Wahl von Studienfach und -Schwerpunkt. Zentrales Ziel einer MINT-Propädeutik ist es, die Studierfähigkeit von MINT-Fächern zu unterstützen. Dies kann auch durch exemplarische Auseinandersetzung mit dem Fach geschehen; vor allem aber soll es durch Reflexion des Faches und der eigenen Orientierung der Studierenden auf das Fach erfolgen.

Ausgangspunkt: naives (aus der Schule oder einer Studienordnung übernommenes) Bild der Informatik:

  • "Wofür braucht man das?"
  • Anwendungen von Informatik in der Praxis
  • Lehr-, Studien- und Arbeitskulturen(en)

In der beruflichen Praxis stellen sich die Aufgaben, die Herausforderungen an und die Rollen von Informatikern allerdings oft anders dar, als - insbesondere lang tradierte - Studienordnungen vermuten lassen.

Ein wesentlicher Inhalt einer Fach-Propädeutik besteht unseres Erachtens in einer fundierten Reflexion des Faches auf seine Grundlagen - sowohl aus Sicht des Berufsfeldes (der sog. Praxis) als auch seiner wissenschaftstheoretischen Grundlagen.

  • Rollen und Aufgaben von Informatikern in der Praxis, informatisches Handeln
    • An welchen Entscheidungen sind Informatiker wie beteiligt?
    • Wie entwicklen sich technische Lösungen?
    • klassische Randbedingungen von Projekten
  • didaktisierter Lehrtext: z.B. Christiane Floyd: Informatik in Praxis und Wissenschaft http://www-pu.informatik.uni-tuebingen.de/iug/dh/stt-ipw.html

Eine wesentliche Herausforderung einer Propädeutikums-Didaktik besteht u.E. darin, den Studierenden nicht eine schon spezifische Fach-Orientierung vorzugeben, sondern gemeinsam mit jedem einzelnen Studierenden eine solche Fach-Orientierung herauszuarbeiten. Hier muss man insbes. auch Vorstellungen, Orientierungen und Ideale der Studierenden explizit machen! Dies ist eine Beratungs-Aufgabe, für die interdisziplinäre Herangehensweisen eine notwendige Voraussetzung bilden.

Individuelle Entschleunigung des Fachstudiums

Als selbstverständliche Zielsetzung lässt sich eine vorbereitende Wissensvermittlung nennen:

  • Ausgleich fachlicher Lücken aus der Schullaufbahn: "Schulstoff"
  • kennen lernen und erlernen von inhaltlichen Facetten des Faches

Es kann ein legitimes Bildungsziel sein, die Nacharbeit von Abiturstoff als Inhalt eines Propädeutikums zu definieren.

  • Studienbeginner erhalten eine Übersicht über die wichtigsten Studien-Grundlagen
  • Lehrende bekommen Transparenz darüber, an welche Lern-Voraussetzungen sie anknüpfen können.

Wir glauben aber, dass eine Vorwegnahme von Studieninhalten nur mit besonderer Begründung als Bildungsziel einer Fachpropädeutik gewollt sein kann.

  • Eine Ausnahme bildet selbstverständlich das Fach Knowledge Engineering selbst, in dem das gesamte erste Semester trivialerweise als Fach-Propädeutik ausgestaltet werden kann.

Daher gewinnen die anderen beiden Bildungsziele einer Propädeutik - Orientierung geben und Studientechniken vermittel - um so größeres Gewicht.