Wileb-Vorlesungshandbuch für Studierende
Liebe Studierende,
unsere Einführungs-Vorlesung für Erstsemester könnte eine der wichtigsten Veranstaltungen der nächsten Semester sein: Frisch von der Schule oder einer Berufsausbildung kommend, stellen Sie sich hier das erste mal dem akademischen Lernen an einer Hochschule.
Sie sind sicherlich wissensbegierig, gleichzeitig vielleicht auch etwas ängstlich: Was kommt auf mich zu? Bin ich den Anforderungen gewachsen? Wie finde ich mich zurecht? Was kann ich tun?
Dieses Handbuch erklärt Ihnen, wie unsere Vorlesung funktioniert.
Die Vorlesung strukturiert und synchronisiert das Lernen
Aus Sicht der Studierenden sieht eine typische Vorlesungswoche wie folgt aus:
- Vorlesung
- Eine Stunde lang das Buch erarbeiten
- SGL-Gruppe
- Kolloquium (freiwillig)
- Online-Test
- Wochenende
- Übung
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Eine Stunde lang das Buch erarbeiten
Zeit:
- ca 60 Minuten, kurz nach der Vorlesung - oder noch besser schon vor der Vorlesung!
Arbeitsform:
- Einzelarbeit
Jeder TN erarbeitet sich selbstständig in Einzelarbeit den Wochenstoff aus dem Lehrbuch. Welche Seiten zu lesen sind und welche Aufgaben ggf. bearbeitet werden sollen ist Online (Homepage zur Vorlesung, Moodle) dokumentiert.
Wir empfehlen ihnen dringend, sich eine feste, zwar beschränkte, aber auch nicht anders zu verwendende Zeitscheibe für die Erarbeitung des jeweiligen Lehrbuch-Kapitels zu reservieren.
Und dass "Erarbeiten" nicht nur lesen, sondern auch unterstreichen, Aufschriebe erstellen, Fragen feststellen bedeutet, wissen Sie ja schon.
Vorlesung
Arbeitsform:
- Präsentation durch den Dozenten
- ergänzt durch gemeinsames Arbeiten im Hörsaal
Zweck der Veranstaltung: Hier "exponieren" wir das neue Thema der Woche. Das heißt nicht, dass wir nach Art einer traditionellen Vorlesung Form den Stoff selbst im Detail präsentieren. Stattdessen geben wir einen Überblick über das Thame, und erklären Ihnen, wie sie sich das Thema erschließen können.
All diese Dinge sind für das Bestehen der Klausur nicht unmittelbar relevant - denn die fachlichen Wissensinhalte des Themas werden ja durch das Lehrbuch definiert.
Große Übung
In einer "großen" Übung rechnen wir gemeinsam, im Hörsaal / im Plenum einzelne Aufgaben durch uns besprechen sie gemeinsam.
SGL-Gruppe
Das wichtigste Element in diesem Semester ist die Arbeit in der SGL-Gruppe (Gruppe für selbstgesteuertes Lernen). Die Vorlesung, der Tutoreneinsatz, die Auswahl des Lehrbuchs und der wöchentlichen Aufgaben ordnen sich diesem Ziel unter.
In Ihrer SGL-Gruppe diskutieren Sie in einer Vierergruppe den Stoff der Woche: Sie vergleichen und ergänzen Ihre Aufschriebe aus Ihrer Buchlesestunde, klären Fragen, und bearbeiten die jeweilige Aufgabe der Woche. Rollen:
In Ihrer SGL-Gruppe rotieren Sie mit den Rollen durch. Wie Sie das unter sich organisieren bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist nur: Pro Semester haben Sie mindestens zwei mal jede Rolle eingenommen und durch ein Protokoll auf Moodle dokumentiert.
Wochenende
Sie haben während der Woche gut gearbeitet - gönnen Sie sich jetzt die Erholung. Gehen Sie Schwimmen, besuchen Sie Freunde, bewegen Sie sich. Je besser und bewegter Sie sich erholen, desto besser wird Ihre Leistung in der kommenden Woche sein.
Lehrbuch
Statt einer Vorlesung repräsentiert in unserem Modell ein Lehrbuch den Stoff - und zwar gleich so, wie Sie es auch in Ihrem späteren beruflichen Handeln vorfinden werden, nämlich z.T. sehr umfassend und in einer nicht immer vollständig bewältigbaren Breite und Tiefe. Wir gehen dabei davon aus, dass Sie selbst lesen und - entsprechende Vorbereitung vorausgesetzt - das Gelesene auch einem Mitstudierenden erklären können.
Dahinter stecken zwei wichtige Werthaltungen in Bezug auf Lehren und Lernen.
- Es liegt in Ihrem Interesse, Stoff unabhängig von einer Vorlesung an die Hand zu bekommen - nur so können Sie das für Sie richtige Lerntempo und die richtige Lernmethode realisieren, also selbstgesteuert lernen.
- Als Hochschul-Absolvent übernehmen Sie später anspruchsvolle Rollen in komplexer Wissensarbeit. Es liegt in Ihrem Interesse, möglichst früh die Arbeit mit Fachtexten zu erlernen.
Wir wissen aber auch: Ohne Anlass und ohne Vorstrukturierung haben Sie keinen konkreten Anlass, sich mühsam Fachliteratur anzueignen. Die SGL-Arbeit gibt Ihnen die erforderlichen Fragestellungen und Anlässe für die Lektüre.
Wichtigster Lernort: Gruppen für selbstgesteuertes Lernen (SGL-Gruppen)
Die wichtigsten Ergebnisse der Lehr- und Lernforschung stimmen im Wesentlichen darin überein:
- Lernen findet dann am besten statt, wenn man gut vorbereitet ein einer Kleingruppe ein Thema bearbeitet.
Also soll die Arbeit in kleinen Gruppen für selbstgesteuertes Lernen (SGL-Gruppen) im Zentrum unserer Veranstaltung stehen. Die Vorlesung, die Übungen, die Auswahl der Lernmedien, die Themen der Vorlesung, der Einsatz von Tutoren und Mentoren, andere Unterstützungsstrukturen: Alles ist der SGL-Arbeit untergeordnet und zielt darauf ab, die Bearbeitung von Themen in Kleingruppen zu unterstützen.
Weil Sie im selbstständigen Lernen und der selbstgesteuerten Kleingruppenarbeit vermutlich noch nicht geübt sind, unterstützen wir Sie gezielt drin. Zur Entwicklung von Methoden- und Selbstkompetenz in der SGL-Arbeit geben Ihnen ergänzend die folgenden Rollenbeschreibungen Hilfestellung.
Protokollführer
Formales:
- Gruppenname, Zeit, Teilnehmer (TN) und Rollen
- (tages-) aktualisierte Agenda
- TN und Rollen nächste Sitzung
Inhalte des Meetings: Welche Themen, Fragestellungen gab es?
- fachlich
- auch gerne überfachlich, insbes. zu Studiengestaltung, Workload, Arbeitstechnik u.V.m.
- Auf welcher Informationsgrundlage wurden sie bearbeitet?
- Welche Fragen blieben offen? Welche Probleme gab es?
- Sonstiges
sinnvolle Dokumentationsformen:
- Papier (A4-Blatt, Papier-Tischdecke, Flipchart etc. gerne auch als Mindmap
- idealerweise elektronische Mindmap (freemind oder freeplane)
Idealerweise wird kein Verlaufs-, sondern ein Ergebnisprotokoll erstellt. Erstellung während der Sitzung, mit maximal 15 Minuten Nacharbeit. Wichtig ist eine hohe Informationsdichte bei wenig Aufwand. Streben Sie keinen Design-Award und keine Doktorarbeit an!
Berichterstatter
Mindestens der Berichterstatter nimmt an der nächsten großen Übung teil und ist vorbereitet, oder die Aufgaben zu rechen offene Fragen oder Herausforderungen aus der Gruppenarbeit zu berichten.
Sitzungsleitung
Aufgaben
- bereitet das Meeting vor:
- Agenda
- wer kommt?
- sorgt für lernförderliche Arbeitsatmosphäre
- klärt Rollen
- wer macht Protokoll? ( entweder selbst machen, oder einen Protokollführer bestimmen :-) )
- wer ist Berichterstatter in der großen Übung?
- Zeitplanung: Zeiten nach Möglichkeit einhalten, Verschiebungen und Schwerpunksetzungen verantworten
- ggf. Festlegung der Rollen für die nächste Woche
Die Sitzungsleitung hat auch die Aufgabe, ein positives Gruppenklima anzuregen, für das aber letztlich alle Teilnehmer verantwortlich sind. Vor allem eine Fage muss von allen immer wieder sorgsam und gemeinsam gestellt werden: Besteht die Gefahr von / gibt es Dropouts? Woran könnte es liegen, was könnte man tun?
Inhaltsexperte
Der Inhaltsexperte war in der Vorlesung, hat fleißig mitgeschrieben, und interessiert sich auch sonst besonders intensiv für das Thema der Woche.
Vergleich: Klassische Vortrags-Vorlesung vs. Wileb-Vorlesung
klassische vortragsorientierte Vorlesung | Wileb-Vl | |
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Objektivität | Dozent steht für den Inhalt, repräsentiert ihn persönlich. TN-Mitschrift definiert z.T. den Klausurstoff, muss diesbezüglich belastbar sein. | Inhalt wird durch (meist schriftbasierte) Medien repräsentiert, die durch redaktionell aufwändige (Verlagslehrbuch) und/oder kollektiv kontrollierte (Wikipedia) Prozesse qualitätsgesichert wurden. TN-Mitschrift muss nur dem eigenen Lernen dienen |
Tempo |
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Lehrort Hörsaal |
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Sozialform des Lernens im Hörsaal | Einzelarbeit
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Kommunikation in der Großgruppe
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außerhalb des Hörsaals | typischerweise Einzelarbeit:
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Stoff wird vom Lerner durch die Methode "Lesen" selbst erarbeitet Einzelarbeit: In der stillen Kammer den Wochenstoff *vorab* aus dem Lehrbuch erarbeiten
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