2024_ss_sg289-uebungen-buj#

Diese Seite: vorbereitende Überlegungen nach Art eines Forschungs-Journals zur Vorbereitung der Veranstaltung SG289.

Teil einer Lehrveranstaltung, die verbessert werden soll: Der Übungsbetrieb meiner Veranstaltung Python-101. Koordinaten:

1. Rahmenbedingungen:#

  • Johannes Busse

  • Modul: offiziell Programmieren I (WIF160), intern bei mir http://jbusse.de/python-101/ (semester-spezifische Veranstaltungs-Orga) und http://jbusse.de/jvdp-jb/ (semester-übergreifendes Skript, Aufgaben etc.)

  • erstes Semester WIF

  • Anzahl der Studierenden: 90 Anmeldungen zur Klausur, faktisch 60 * 4 Übungsblätter über Moodle abgegeben

3. Das Problem Symptom in einem Satz#

(wichtig zur Fokussierung)

  • Es kommen zu wenige Studierende in die Übung.

Das eigentliche Problem liegt aber woanders. Wir versuchen ihm im Folgenden auf den Grund zu gehen. Fassung in einem Satz siehe unten, 3b. Das Problem in einem Satz.

2. Was genau ist das Problem?#

Gute Frage, Selbstexploration erforderlich. Ist es tatsächlich ein Problem, wenn zu wenige Studierende in die Übung kommen? Wessen Problem ist es? Jedenfalls ein Problem derjenigen Studierenden, die in der Klausur durchfallen. Aber ist es mein Problem, wenn Studierende ein Problem haben? In meiner Rolle als Pädagoge setze ich mir diesen Hut durchaus auf. (Vielleicht ist das das eigentliche Problem? Na ja, mit meinen eigenen Problemen kann ich umgehen, das ist ist hier nicht das Problem.)

Vordergründiges Problem also: Es kommen zu wenige Studierende in die Übung.

4. Wie wird das Modul gelehrt: Welche Elemente, Methoden etc. verwendet ihr?#

Schlechte Lösungs-Idee aus dem WS 2021, um die Anwesenheit bei Präsenz zu erhöhen: Die Übungsblätter müssen persönlich abgegeben werden, und die Lösungen ggf. persönlich kurz 3-5 Min erklärt werden. Das ist aber keine Lösung, denn die Übung mutiert zur Kontroll-Veranstaltung:

  • Dozenten haben keine Zeit, das Lernen zu unterstützen. Lernen wird weder gelehrt noch gelernt.

  • Dozenten vergeuden Zeit, um undurchsichtiges Lernverhalten zu kontrollieren.

  • Studierende vergeuden in einer Schlange stehend (!) Zeit, um auf die Abnahme von Aufgaben zu waren (so tatsächlich in der Vergangenheit bei Kollegen gesehen).

  • Es entsteht der Eindruck, dass ein Lernerfolg oder eine gute Klausurvorberietung in abgehakten Übungsblättern besteht.

Mein Anspruch an die Übung:

  • Studierende kommen in die Übung, um in sicherer Umgebung alleine oder zu zweit (Pair Programming) verschiedene kleine Aufgaben zu lösen

  • Warum in der Übung und nicht zuhause?

    • gemeinsames Lernen ist sozialer als alleine zu lernen

    • insbesondere auch kurze Kommunikationswege zu den Dozenten: wenn man nicht weiterkommt kann man sofort fragen und erhält eine sachkundige, persönliche Fehleranalyse und Lösungsvorschläge.

  • Zentrales Prinzip: “Hilf mir, es selbst zu tun!” (s.u.)

Unterstützung in Python-101:

  • Die Übungsblätter sind einfach gehalten, daran scheitert der Leistungsnachweis nicht.

  • In der Vorlesung wird notorisch darauf hingewisen, dass die Übungsblätter alleine nicht ausreichen, um die Fitness zur Klausur nachzuweisen. Statt dessen gibt es viele (!) zusätzliche Übungsmöglichkeiten, nämlich die sog. Fingerübungen.

  • In der Übung stehe ich bereit und biete an, bei Problemen mit den Übungsblättern und Fingerübungen (s.u.) sofort zu helfen.

Beobachtung: Die Argumentation ist den Studierenden aus der Vorlesung bekannt – aber es kommen dennoch zu wenige Studierende in die Übung. Worin liegt das Problem?

  • unsere Argumentation ist fehlerhaft?

  • die Dozenten beherrschen nicht das Prinzip “Hilf mir, es selbst zu tun!”, sondern fallen gerne in die Rolle des Inhalts-Experten zurück?

  • die Studierenden

    • erkennen nicht den Wert des Prinzips “Hilf mir, es selbst zu tun!”, sondern

    • erwarten, dass die Lehrtätigkeit des Dozenten beim ihnen als Lernende Lernen erzeugt.

5. Was habt ihr schon versucht, um das Problem zu beheben? Welche Ergebnisse gab es dabei?#

Anforderung an die Dozenten: Unterrichten nach dem Prinzip “Hilf mir, es selbst zu tun!” erfordert Kompetenzen als Lernberater und die Bereitschaft, diese Rolle auch auszufüllen. Das ist allerdings eine Herausforderung an die Hochschuldidaktik. Bewältigungsversuche:

Einschätzung 2024: Die hochschuldidaktischen Herausforderungen sind nach wie vor ungelöst. Institution, Studierende und Logik des Forschungsbetriebs wertschätzen im Wesentlichen die Rolle des Dozenten als Wissensträger.

Wesentlicher allgemeiner Teil des Problems:

  • Studierende erwarten, dass Hochschule wie Schule funktionert, und werden in dieser Erwartung oft genug unterstützt.

  • Insbesondere unterliegen Lehrende, Studierende und Institution gemeinam und stabil einem Lehr-Lern-Kurzschluss (siehe z.B. https://studienseminar.rlp.de/gym/koblenz/seminarprogramm/das-lehr-lern-modell.html). Der Lehr-Lern-Kurzschluss wird insbesondere auch von der Lehrveanstaltungs-Evaluation herbeigeführt, die im wesentlichen das Lehrverhalten der Dozenten, nicht aber die Bedingungen guten Lernens bewertet.

Spezieller Teil für Python-101: Speziell eine Programmiersprache zu lernen erfordert ein Lernen, wie es in der Schule noch nicht erlernt werden konnte. Insbesondere ist aktives, eigenmotiviertes, suchendes, spielerisches Lernen gefragt. Wer es kann, kann das auch zuhause machen, benötigt die Übung nicht; wer es nicht kann sollte dringend in die Übung kommen.

3b. Das Problem in einem Satz#

Das eigentliche Problem ist ein bekanntes Grundproblem, das alle Eltern haben: Wie erreichen wir, dass unsere Kinder selbstständig werden?

  • Sei selbstständig!

Problem: Die Aufforderung “sei selbstständig!” gilt als eine der grundlegenden strukturellen Paradoxa der Pädagogik. Lösungsmöglichkeiten gibt es keine, Möglichkeiten damit praktisch umzugehen viele. Ein aktueller Text bezogen auf den Hochschulkontext wäre z.B. .