Landshuter Propädeutikum Angewandte Wissenschaft (laprawi)

Über diesen Text: informelle Projektbeschreibung @work, Zweck: Kommunikation der Projektidee nach dem Open Content Prinzip "publish early and often", Partnersuche, formative diskursive Evaluation. ( Stand: 2015-07-14)

Das Landshuter Propädeutikum für Angewandte Wissenschaften (laprawi) unterstützt Studierende darin, ihre anwendungsorientiert-wissenschaftlicher Autonomie zu entwickeln. Dazu gehört ...

  • selbstgesteuert lernen zu können
  • in praktischen Anwendungen wissenschaftlich handeln und urteilen zu können
  • angewandt-wissenschaftliche Fragestellungen selbst entwickeln und und strukturiert verfolgen zu können

Kurzbeschreibung

Übergreifendes Ziel von Laprawi ist eine praktische, auf das eigene Lernen bezogene Autonomie der Studierenden. Diese äußert sich in einem für angewandte Wissenschaften spezifischen angewandt-wissenschaftlichen Habitus - bei den Lernenden ebenso wie bei den Lehrenden.

Herausforderung an die Studierenden: Autonomie erwerben

  • Übergang verschultes Lernen - selbstgesteuertes wissenschaftliches Lernen
  • wiss. Professionalisierung: wiss. Autonomie, Interdisziplinarität, auch ganzheitliche Bildung
  • Übergang Wissenschaft - Beruf

Herausforderung an die Institution: wissenschaftliche Autonomie ermöglichen

  • Lernveranstaltungen statt Lehrveranstaltungen
  • wissenschaftliche Gewaltenteilung
  • Das Lernen wisenschaftlich in den Blick bekommen ("Lernen sichtbar machen", Hattie)

Mission Statement: Akademische Persönlichkeitsbildung durch anwendungsbezogen-wissenschaftliche Autonomie.

Kompetenzen

Zur Formulierung der angestrebten Kompetenzen des Projektes bedienen wir uns der folgenden drei (unterschiedlichen, verschiedenen Diskursen zugeordneten) Kompetenzbegriffe:

Kompetenzen nach EQR Stufe 6, erster Studienzyklus (z.B. Bachelor), insbesondere

  • kritisches Verständnis von Theorien und Grundsätzen
  • Lösung komplexer und nicht vorhersehbarer Probleme in einem spezialisierten Arbeits- oder Lernbereich
  • Leitung komplexer fachlicher oder beruflicher Tätigkeiten oder Projekte
  • Übernahme von Entscheidungsverantwortung in nicht vorhersehbaren Arbeits- oder Lernkontexten
  • Übernahme der Verantwortung für die berufliche Entwicklung von Einzelpersonen und Gruppen

wissenschaftlich orientiertes Kompetenzverständnis nach Schaper 2012 ( Fachgutachten zur Kompetenzorientierung in Studium und Lehre, 2012, hier: S. 29, Zitat:)

  • Anwendung wissenschaftlicher Konzepte auf komplexe Anforderungskontexte
  • wissenschaftliche Analyse und Reflexion
  • Erschaffung und Gestaltung neuer bzw. innovativer Konzepte und Problemlösungen
  • Selbstregulation und Reflexion des eigenen problemlösungs- und erkenntnisgeleiteten Handelns

überfachliche Kompetenzen für die Wirtschaft ( Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.: Gutachten "Bildung. Mehr als Fachlichkeit" (2015), hier: S. 104ff)

  • Persönlichkeitsbildung, Studium Generale und Liberal Arts
  • mehrdimensionale Bildung, insbes. bzgl. Denkarten | Arbeitsweisen | Arbeitsmittel | soziales Miteinander
  • forschendes Lernen

Herausforderungen für Studierende

erstes Studienjahr: Entschulung

  • Herausforderung: Übergang Schule - Hochschule bewältigen
  • Themen: selbstgesteuertes Lernen (SGL) | Entwicklung einer forschenden Grundhaltung | disziplinäres Selbstverständnis und Interdisziplinarität des eigenen Faches
  • Anwendung: eine große Vorlesung bestehen

zweites Studienjahr: wissenschaftliche Professionalisierung

  • Herausforderung: Entwicklung einer anwendungsbezogen-wissenschaftlichen Autonomie
  • Themen: "Glauben Sie nicht, (auch nicht Ihrem Professor,) sondern denken Sie selbst nach!" | Was ist, wie funktioniert, wem nützt anwendungsbezogene Wissenschaftlichkeit? | Wertorientierung in gestaltungsorientierten Wissenschaften
  • Anwendung: das Studienprojekt forschend gestalten

drittes Studienjahr: Übergang in den Beruf

  • Hearusforderung: Integration von Praxis und Theorie
  • Themen: vom allgemeinen Thema und Interesse zur bearbeitbaren Fragestellung | wissenschaftliches Schreiben | Methoden und Methodologie | Integration verschiedenster Wissensgebiete aus dem Studium
  • Anwendung: Bachelorarbeit

Herausforderungen für die Institution

Rollenkonflikte des Hochschullehrers

Oft versteht sich der Hochschullehrer noch als maßgebliche Wissensinstanz.

  • Das ist eine angemessene Rolle in der Forschung, bei gutachterlichen Tätigkeiten, bei der Definition und Gestaltung von Curricula und Lehr-Lernkonzepten.
  • Für die Entwicklung einer eigenen wiss. Autonomie von Studierenden kann dieses Rollenmodell kontraproduktiv sein - zumindest dann, wenn Wissen "ex cathedra" gelehrt wird, statt selbst in einem wissenschaftlichen Habitus entdeckt und entwickelt zu werden.

Gegenentwurf Wissenschaftliche Gewaltenteilung: starke Trennung der Rollen der Inhalts-Exposition (früher: "Vorlesung"), Lernhelfer (früher: "Lehrender") und Zertifizierung (früher: "Prüfer"):

  • Exposition: in der Lehre direkt mit Lehrbüchen und Original-Literatur arbeiten, statt diese in Form von ppt-Folien zu paraphrasieren und in Form einer Vorlesung zu lesen; didaktisch z.B. so: 10 min grobe Einführung in ein Thema; dann stilles Lesen und Bearbeiten meinetwegen auch des Lehrbuchtextes, Aufgabe, Ergebnissicherung, anschließend Diskussion.)
  • Lernhelfer: offene Fragen durch Anwendungsorientierung ... denn fast immer bestimmt der Usecase die Angemessenheit einer Lösung; je nach usecase kommt man auf Basis der selben Theorie zu völlig unterschiedlichen Lösungen (das ist ein Sepzifikum für anwednungsorientierte Forschung).
  • Zertifizierung: idealerweise so, dass die Studierenden selbst oder in Form von Peer-Reviews den Grad ihrer Zielerreichung feststellen können ... transparente Zielerreichungskriterien, bekannte und üb-bare Prüfungen oder Kompetenz-Demonstrationen

Projektstand

Vorarbeiten an der TH Mittelhessen, Campus Friedberg: Professur für Hochschuldidaktik

Anbindung an aktuelle hochschuldidaktische Diskurse

  • Publikation auf dem HD-MIMT Symposium Nürnberg 2015:
  • Begriffliche Modellbildung im 1. Semester: Publikation Nizza 2015

Kooperation mit der TH Mittelhessen (Klaus Schmidt, Campus Friedberg) insbesondere zu methodischen Fragen des Übergangs Schule-Hochschule und SGL.

Neukonzeption von Lehrveranstaltungen mit Laprawi-Elementen seit Oktober 2014 an der HAW LA: siehe "Laprawi in der Lehre 2015"

Das Landshuter Propädeutikum in der Lehre 2015

Selbstgesteuertes Lernen (SGL) bis hin zur angewandt-wissenschaftlichen Autonomie entsteht einerseits nicht von selbst (und muss also gelehrt werden), kann aber nicht in jeder Lernumgebung geübt werden.

MaW (SS 2016)

Im SS 2015 wurde erstmals die neu konzeptionierte Pflichtveranstaltung "Methoden angewandter Wissenschaften" im Master Informatik durchgeführt.

Als größte Schwierigkeit der Veranstaltung erwies sich im Rückblick die Aufforderung "Tun Sie, was Sie (wissenschaftlich) wollen"; es zeigte sich hier, dass auch bei angehenden Masterstudierenden eine angewandt-wissenschaftliche Neugier und eine entsprechende Autonomie noch deutlich weiter entwickelt werden kann.

Komplementäre Didaktik in GdW und GdI

Die zwei Grundlagenveranstaltungen GdW und GdI wurden im WS 2015 didaktisch komplementär angelegt: Sie konkurrieren nicht in ihrer Unterschiedlichkeit, sondern sie ergänzen sich.

GdW

Das Propädeutikum wird als expliziter Inhalt schwerpunktmäßig in der Erstsemester-Veranstaltung "Grundlagen der Wirtschaftsinformatik" (GdW) verankert: Die Veranstaltung GdW lehrt, reflektiert und unterstützt SGL in intensivem Kontakt mit dem Dozenten.

Didaktisch wird in GdW explizit ein didaktischer Doppeldecker vermieden, d.h. das Propädeutikum setzt nicht selbst auf die Methode SGL, erfordert noch nicht Kompetenzen bzgl. des Lernstoffs SGL.

GdI

Ganz anders die methodisch komplementäre Erstsemesterveranstaltung "Grundlagen der Informatik" (GdI): Diese Veranstaltung macht SGL erforderlich und unterstützt es, lehrt es aber nicht explizit.

GdI unterstützt SGL dadurch, dass Ziele, Inhalte, Anforderungen, "Stoff", Aufgaben etc. kompetenzorientiert öffentlich so transparent gemacht werden, dass ein Vorlesungsbesuch soweit irgend möglich freiwillig ist und durch SGL ersetzt werden kann. Wer dennoch in die Vorlesung kommt tut dies, weil er visuell-auditives Lernen schätzt.

Kurz: In GdW lernen und reflektieren Studierende SGL, in GdI führen sie es authentisch durch. Mehr: http://jbusse.de/traktate/GdW_GdI_WS2015.html

Autodidaktisches Lernen

Im WS 2015 wurde die neu konzeptionierte Veranstaltung "Audodidaktisches Lernen am Bsp. eines Musikinstruments" durchgeführt.

Die Veranstaltung bietet den Studierenden in einer Gruppe Raum, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und diese Verantwortungsübernahme zu reflektieren. Der Lernbereich Musik eignet sich hierzu besonders gut, da er unmittelbare, ganzheitliche und gemeinschaftltiche Lernergebnisse ermöglicht.

Um dieses besondere Lernen Studierenden aller Fächer zu ermöglichen, wird die Veranstlatung im Studium Generale durchgeführt.

Wissenschaftliches Arbeiten

Neu: Verankerung von 0.5 SWS Pflichtveranstaltung "Wiss. Arbeiten" im Studienprojekt 3. Semester für alle Studierenden